„Für Kinder ist es wichtig, ihrer inneren Kreativität zu folgen. Es macht sie unabhängig von äußerer Anerkennung und Zustimmung. Kreativität ist zentral, um Selbstwert zu entwickeln. Kinder, die sich gelegentlich langweilen, werden eine größere innere Ruhe spüren, die ihre soziale Kompetenz fördert.“
Jesper Juul
Wir haben uns aus den verschiedensten Gründen für eine spielzeugfreie Zeit entschieden. Einerseits um eine gewisse Zeit weg von Vorgefertigtem zu kommen und den Kindern Raum und Material für ihre eigenen Ideen zu geben und andererseits um das Miteinander in der Gruppe zu stärken, unabhängig von ihrem Alter.
Um die ersten Schritte umsetzen zu können, war es wichtig die Kinder miteinzubeziehen und auch ihre Meinung dazu anzuhören, denn ohne ihr Einverständnis würde so etwas nicht gehen. Zu unserem Erstaunen begegneten die Kinder der Idee von einer spielzeugfreien Zeit in der Bärengruppe sehr positiv und motiviert. Anfangs wurde besprochen, was alles wegkommt, was bleibt und was wir noch brauchen.
Nach mehrmaligem Besprechen und Auseinandersetzen mit diesem Thema war es dann endlich so weit. Alles Vorgegebene kam weg, das heißt das ganze Spielzeug, alle Bücher, alle Puzzles, Ausmalbilder, und so weiter. Stattdessen sammelten wir Schachteln, Joghurtbecher, Pappbecher und unter anderem auch große Rohre.
Die nächsten drei Wochen wurde nur noch mit Alltags- und Naturmaterialien (die wir bei täglichen Spaziergängen sammelten) gespielt und gebastelt. Um später einen groben Überblick über dieses Projekt zu haben, wurde täglich mitdokumentiert.
Die ersten sieben Tage ohne Spielzeug waren zwar überhaupt nicht langweilig für die Kinder, jedoch für uns Erwachsene fordernd. Viele Schachteln gingen kaputt, da viel zu wild gespielt wurde. Es gab nur wenige leise Momente an denen sich die Kinder eine Höhle oder anderes gebaut und damit wirklich gespielt haben. Dadurch fielen den Kindern aber auch viele Regeln ein, die wir für diese Zeit benötigten, sodass wir diese gemeinsam erarbeiteten.
Ein kreativer Prozess braucht Zeit…
Ab dem achten Tag ohne Spielzeug schnappten sich aber auf einmal die Kinder einige Kisten, bemalten sie, bohrten Löcher hinein und bauten unter anderem Baustellenfahrzeuge oder auch Einsatzfahrzeuge. Es entstand immer mehr Spiel das von gegenseitigem Respekt geprägt war und es haben sich neue Spielpartner/Spielgemeinschaften entwickelt.
Jeden Tag fand ein Gemeinschaftskreis statt, in dem wir unseren Tag reflektierten, was sehr wichtig für uns war, um einschätzen zu können wie es den Kindern dabei geht und wie lange wir dieses Projekt noch weiterführen wollen.
Nach drei Wochen ohne Spielzeug freuten sich dann alle wieder auf ihre heißgeliebte Bauecke, Bücherecke und auf die anderen Sachen. Unser Eindruck nach den drei Wochen: Kinder brauchen nicht viel Spielzeug und sind ohne noch viel kreativer. Wir gehen gestärkt und motiviert aus dieser Projektzeit und werden auch in Zukunft immer wieder mal spielzeugfreie Zeiten in unseren Kindergartenalltag einbauen.
Ein großes Danke nochmal an alle Eltern, die uns so fleißig mit Schachteln, Bechern und ganz vielen anderen Sachen unterstützt haben.